Heute habe ich in einem leicht esoterischen Lifestyle-Blatt gelesen, dass Brotbacken das neue Yoga sei. Vor allem, wenn man den Sauerteig selbst ansetzt, diesen über Tage und Wochen pflegt und eine Beziehung zu ihm entwickelt.
Wenn man sich dann zwei Tage zum Backen frei nimmt, um bewußt das Wachsen des Teiges zu beobachten, sei das eine meditative Erfahrung.
Dabei solle man idealerweise mit allen Sinnen (hä?) die Wärme des Ofens spüren und den Duft des Brotes aufnehmen.
So weit, so ...ähm... seltsam?
Wie dem auch sei. Mein Sauerteig ist selbst angesetzt. Ich habe ihm bisher noch keinen Namen gegeben.
Der Brotteig wurde heute in aller Früh geknetet, dann war ich arbeiten, also mußte der arme Teig ganz unbeobachtet wachsen.
Jetzt, kurz vor elf Uhr nachts, ist das Brot im Backofen. Ich mag mich irgendwie nicht dazu setzen, um die Wärme bewußt zu spüren. Nicht jetzt, wenn es auf dem Sofa so viel gemütlicher ist.
Sonderurlaub wollte mir meine Chefin übrigens zum Brotbacken nicht geben.
Auf das Einsetzen der meditativen Vibes warte ich momentan noch. Kann nicht mehr lang dauern. Ich rechne jetzt jeden Moment damit....
Bis dahin schreibe ich mal schnell das Rezept auf:
Für einen kleinen Laib:
350g Weizenmehl Type 550 plus etwas mehr für den Gärkorb
250g Roggenmehl Type 1150
80g Roggensauerteig
400ml Wasser
1 gehäufter TL Koriander gemahlen
1 TL Kümmel ganz
1/2 TL Anis ganz
3 TL Salz
1 erbsengroßes Stück Frischhefe
- Anis und Kümmel grob mörsern
- alle Zutaten in einer großen Schüssel von Hand vermischen und zu einer kompakten Teigkugel formen
- Schüssel mit Folie, einem nassen Tuch oder einem Deckel schließen und bei Zimmertemperatur ca. 7 Stunden gehen lassen
- Teig über 2 Stunden immer wieder falten und wieder bedecken
- Gärkorb großzügig einmehlen
Das gab mir übrigens endlich die Gelegenheit, den superschönen eckigen Gärkorb einzuweihen, den ich beim tollen Blogevent Brote aus aller Welt bei Birgit vom Blog Birgit D gewonnen habe! Für meine relativ kleine Teigmenge war er etwas reichlich, darum ist das Brot relativ flach, aber die eckige Form ist ein echter Hingucker.
- Teig im Gärkorb mit der späteren Oberseite nach unten platzieren, wieder bedecken und weitere 5 Stunden stehen lassen
- Fettpfanne mit Wasser füllen und in den untersten Einschub des Backofens schieben, auf 250° Ober-/Unterhitze vorheizen
- Brot auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und einschneiden,
- Hitze auf ca. 230° reduzieren, dann das Brot ca. 30 Minuten backen
- Dampf aus dem Ofen lassen und Brot weitere 10 bis 15 Minuten backen
Tadaaaaa! Meditation des Tages beendet!
Natürlich weiß jeder Hobby-Brotbäcker, dass es wirklich ein extrem befriedigendes Gefühl ist, wenn der duftende, im Idealfall gelungene Laib dann aus dem Ofen kommt. Ich finde es nur extrem witzig, dass das ein einer Eso-Zeitschrift thematisiert und ein klein wenig, sagen wir mal, romantisiert wird.
Jetzt lasse ich das Brot jedenfalls auf einem Kuchengitter abkühlen und morgen früh gibt es dann ein herzhaftes Sonntagsfrühstück.
Kleiner Nachtrag: Guckt mal, Strammer Max mit Bacon, dunklem Brot und Ei.
So kann der Sonntag beginnen!
Und weil gerade Sonntagvormittag ist, verlinke ich schnell noch zum #sonntagsglück bei Katrin von Soulsistermeetsfriends.
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Janina (Sonntag, 25 Februar 2018 12:28)
Ich hab das mit dem Sauerteig ja schon ein paar mal probiert. OPTISCH ist mein Brot wie gemalt. Man möchte auch sofort hinein beißen. Aber wenn ich es dann anschneide...dann ist der Moment des hinein beißen wollens auch schon wieder vorbei. Denn ich bekomme keine schöne Krume hin. Das Brot ist so schwer und fest, dass man nur Masse im Mund hat. Es eignet sich getrocknet dann höchstens noch als Paniermehl.
Was mache ich wohl falsch? Ich habe ein so wundervolles Gärkörbchen - das ich so gern häufiger nutzen würde...vor allem wenn ich dein Brot hier gerade sehe. Ich teste das noch mal...glaube ich :)
Sauerteig selber machen - hast du da einen Tipp? Oder gibts keinen?
Liebste Grüße vom Sonntagsglück ;)
Simone von zimtkringel (Sonntag, 25 Februar 2018 13:13)
Hallo Janina, selbst angesetzter Sauerteig hat den Vorteil, dass er eine Menge Triebkraft mitbringt, während die im Säckchen gekauften Sauerteige nur Aroma geben. Durchs Haltbarmachen sind da nämlich die Kulturen abgetötet. Damit die Krume lockerer wird, hilft ausserdem Backmalz, das man entweder selbst herstellen, oder einfach fertig als Pulver oder Flüssigmischung im Mühlenladen kaufen kann. Ich habe meinen Sauerteig nun seit etwa einem halben Jahr im Kühlschrank und füttere ihn immer am Tag vor dem Backen an. Ansatzmöglichkeiten gibt es viele und ich habe einige Anläufe gebraucht, bis meiner etwas wurde. Ich erinnere mich mit Grausen an das wohl flachste Roggenbrot der Welt, das meinen Mann fast einen Zahn gekostet hat.
Letztlich hat bei mir die ganz einfache Methode mit Apfel funktioniert. Guck mal hier: https://www.zimtkringel.org/2017/10/02/roggensauerteig-aus-apfelansatz/
Der wird immer triebstärker, je öfter man ihn füttert und hat mir ab dem ersten Einsatz sehr gute Dienste getan. Den Apfel merkt man dabei übrigens nicht und da man immer wieder mit Mehl und Wasser füttert, geht das Anstellgut nie aus.
Liebe Grüße
Simone
Bianca (Sonntag, 25 Februar 2018 14:17)
Hhmm das sieht lecker aus! Ich liebe Brot backen und manchmal wünsche ich mir auch Sonderurlaub dafür ;-) Lohnt sich die Anschaffung eines Garkörbchens? Damit liebäugle ich ja schon länger... Ich habe dich gerade beim #sonntagsglück entdeckt. Liebe Grüße, Bianca
Simone von zimtkringel (Sonntag, 25 Februar 2018 15:01)
Hallo Bianca, das erste Gärkörbchen, ein kleines für längliche Brote, habe ich mir selbst gekauft, dieses hier habe ich nun gewonnen. Vorher habe ich jahrelang nur ein Küchentuch in ein Sieb gelegt, das ging schon auch. Aber mit Gärkörchen bekommt das Brot so ein schönes Muster und ich nutze es regelmäßig. Wenn ich denke, was ich mir sonst schon alles angeschafft habe, gilt klar: Yup! Daumen hoch für Gärkörbchen!
Liebe Grüße
Simone
Claudia (Sonntag, 25 Februar 2018 15:05)
Also Sauerteig selbst angesetzt habe ich bisher noch nicht. Aber es geht doch nichts über selbst gebackenes Brot! Und deins sieht wirklich fantastisch aus.
Ein Gärkörbchen scheint dazu unerlässlich. Ist das so?
Liebe Grüße
Claudia von http://gemueseliebelei.com
Simone von zimtkringel (Sonntag, 25 Februar 2018 15:20)
Hallo Claudia, nö, das Gärkörbchen ist nützlich und das Brot wird hübsch, aber letztlich kannst du auch ein gut eingemehltes Küchentuch in einem Sieb nutzen. Das Körchen macht erst Sinn, wenn du es regelmäßig nutzt.
Liebe Grüße
Simone