Es gibt Rezepte, die schmecken nach daheim. Bei uns sind das viele Gerichte, die Oma Marie, Jahrgang 1910, geboren im Sudetenland, in unserer Kindheit für uns gekocht hat. Irgendwann war Oma Marie nicht mehr da, und keiner wußte mehr so richtig, wie man diese Oma-Essen kocht.
Glücklicherweise weiß meine Mama Erika noch einige davon, wenn auch nicht alle.
Klar, einige von Omas Familienessen würden heute wahrscheinlich nicht mehr durch den gesund-und-lecker-Scanner kommen, denn Gemüse wurde grundsätzlich weich bis sämig gekocht, Schweineschmalz war Bratfett für alles und hier galt: Viel hilft viel.
Oma kannte noch alle Pilze, das Gemüse kam aus ihrem Gärtle und mit zunehmendem Alter und abnehmender Sehkraft war man gut beraten, beim Putzen und Sortieren zu helfen, aber: Lecker war´s halt immer!
Meine Oma war übrigens eine große Verfechterin der Zutatenmengen a Bissl und a Tschipsl als kleine und kleinste Menge. Mit ein Grund, warum viele der alten Rezepte nicht wirklich überliefert sind. Von ihr stammt auch die legendäre Angabe das siehste dann, wieviel de brauchst.
Nun tendieren wir alle ein wenig zu solchen Angaben, und auch meiner Mama mußte ich mit leichtem Nachdruck konkrete Mengenangaben quasi entreißen. Und hier kommt nun endlich das Rezept zu Mama Erikas Zwetschgenknödel:
Die Zutaten für den Teig:
300g Mehl
20g Hefe
1 Prise Zucker
1 Ei
1 Prise Salz
100ml Milch
Die Füllung:
ca. 100g Zucker
500g Zwetschgen
Das Topping:
200g Butter
250g Magerquark
Zimt und üppig Zucker
Die Milch erwärmen, die Hefe mit der Prise Zucker darin auflösen und kurz angehen lassen. Dann alles zu den restlichen Zutaten für den Teig geben und einen glatten Hefeteig daraus kneten. Früher hat Oma das von Hand gemacht, wir nutzen natürlich die Küchenmaschine.
Der Teig darf dann in der zugedeckten Schüssel eine halbe Stunde an einem warmen Ort aufgehen.
Die Pflaumen in der Zwischenzeit waschen, der Länge nach bis zum Stein einschneiden, auf Bewohner kontrollieren, den Stein entfernen, dann mit der Schnittfläche in den Zucker tauchen und wieder zusammen klappen.
Wenn die halbe Stunde um ist, vom Teig mit einem Esslöffel Portionen abstechen, diese erst rund, dann zu einem kleinen Fladen formen, jeweils eine gezuckerte Zwetschge damit umhüllen und die Knödel gut verschließen. Nun dürfen sie noch eine halbe Stunde ruhen.
In einem großen Topf inzwischen viel Wasser zum Sieden bringen. Dieses leicht salzen, und die Knödel nachher 8 bis 10 Minuten darin sieden lassen. Das Wasser soll dabei nicht kochen!
Die Knödel mit einer Schaumkelle heraus nehmen, abtropfen lassen und auf einem großen Teller über dem noch heißen Wasser warm stellen.
Nun fehlt nur noch das Topping, oder, wie man hier sagt, der Luggeleskäs:
Dazu in einem kleinen Topf neues Wasser zum Kochen bringen. Diesmal nicht salzen!
Den ganzen Quark in einem Schwups hinein gleiten lassen, und wenn dieser zu kleinen Klümpchen gerinnt, mit einer Schaumkelle abschöpfen, abtropfen und zur Seite stellen. Gleichzeitig in einem anderen Töpfchen die Butter klären, leicht braun werden lassen, aber nicht verbrennen!
Und jetzt darf genossen werden!
Die Knödel auf dem Teller leicht aufreißen, Luggeleskäs darüber streuen, einen Löffel Zucker und viel Zimt darüber rieseln lassen und zum Schluß mit einem oder auch mehr Löffeln brauner Butter überschütten!
Mampf!
Kommentar schreiben
Christina (Samstag, 24 September 2016 07:57)
Das hört sich ja sehr sehr lecker an *.*
Simone (Samstag, 24 September 2016 08:06)
´Hach ja, Mamaessen sind halt einfach gut.
Angelina (Montag, 19 Juni 2017 16:23)
Liebe Simone,
Omas und Mamas Rezepte sind einfach die besten! Das Rezept klingt toll! Ich gestehe, dass ich noch nie selber Zwetschgenknödel gemacht habe, obwohl ich sie für mein Leben gerne esse!
Liebe Grüße aus Freiburg
Angelina
Simone (Montag, 19 Juni 2017 20:09)
Liebe Angelina,
eigentlich gehen die Knödel ganz einfach...aber ich lasse mich auch am liebsten von Mama bekochen!
Liebe Grüße
Simone
Monika (Sonntag, 29 September 2019 17:45)
Liebe Simone,
Ich kenne das Rezept auch von meiner Schwiegermutter. Hmmm, sie konnte herrliche Zwetschgenknödel zubereiten. Leider hatte ich von ihr nur vage Angaben für die Zutaten. Nie sind sie mir so gut geglückt. Dein Rezept ist wunderbar. Ich habe nun schon zum 2.Mal die doppelte Menge zubereitet. Ein bisschen weniger Mehl allerdings genommen. Auch der Tipp mit dem Quark funktioniert hervorragend. (Meine Schwiegermutter hat den Quark vorher in ein Leinentuch und zugeschnürt, nach dem Kochvorgang ausgedrückt.) das ist absolut nicht notwendig. Ich packe in jede Zwetschge einen Würfelzucker. Herzlichen Dank für das leckere Rezept.
Liebe Grüße Moni
Simone von zimtkringel (Sonntag, 29 September 2019 20:22)
Liebe Monika, wie schön! Das geb ich gleich an meine Mama weiter, da freut sie sich dann mit!
Liebe Grüße
Simone
Gerhard Kunz (Samstag, 02 Juli 2022 15:05)
Wenn ich das lese , kommt mir die Erinnerung zurück. Was meine Mutter noch dazu machte, war, dass noch entkernte Zwetschgen gekuschelt und natürlich gesüßt als Soße die Knödel verfeinerten.