Schwäbischer Zwiebelkuchen nach Luise Haarer

Schwäbischer Zwiebelkuchen nach Luise Haarers Kochen und Backen lernen nach Grundrezepten

enthält Werbung in Form einer Buchbesprechung Wenn man wie ich in einem schwäbischen Haushalt aufgewachsen und zudem in einem gewissen Alter angelangt ist, sind die Chancen groß, dass man ihr begegnet ist.

Wenn man noch dazu im Buchhandel zwischen Stuttgart und Alb daheim ist, besteht quasi gar keine Möglichkeit, sie nicht zu kennen.

Die Rede ist natürlich von Luise Haarer, bzw. ihrem Klassiker Kochen und Backen nach Grundrezepten.

Kein anderes Sachbuch hat in meinen Jahren im Buchhandel für mehr Gespräche mit Kunden gesorgt, als dieses recht unscheinbare, dennoch aus dem schwäbischen Kochbuchregal nicht wegzudenkende Grundkochbuch.

Es vergeht praktisch keine Woche, ohne dass mir meist Damen im fortgeschrittenen Alter erzählen, wie sie mit "der Haarer" kochen, backen und "haushalten" gelernt haben. Oft genug folgt dann der Kauf einer Ausgabe für die nächste, oft sogar übernächste Generationm auf dass die Enkel auch etwas Gscheits lernen mögen.

Nun ist es soweit: 91 Jahre nach der ersten Veröffentlichung wurde nun der Klassiker vom bekannten Stuttgarter Koch und Autor Jörg Ilzhöfer komplett neu überarbeitet.

Entstanden ist Kochen und Backen lernen nach Grundrezepten.

Neue Empfehlungen zur Ernährungslehre ergänzen jetzt die altbekannten Rezepte. Dazu kommen Anmerkungen zur Küchentechnik, die sich seit 1932 doch etwas geändert hat. Und selbstverständlich sind auch neue, moderne Rezepte hinzu gekommen.

Trotzdem bleibt sich "die Haarer" treu: Das Buch baut nach wie vor auf der Idee des Grundrezeptes auf, das je nach Können und vorhandenen Komponenten verändert werden kann.

Nur eben jetzt etwas bunter, moderner, zeitgemäßer.

Nach wie vor punktet "die Haarer", wie sie bei uns im Buchhandel heißt, nicht mit großformatigen Bildern und stimmungsvollen Texten. Das will sie auch gar nicht. Dafür gibt es andere Formate.

Die Neuausgabe enthält aber immerhin eine ganze Menge mehr Fotos , als wir es von den Vorgängern gewohnt sind.

Charmant finde ich die bebilderte Anleitung für geschabte Spätzle mit den Fotos der alten MUM Küchenmaschine, geschätzt aus den frühen 80ern.

 

Funktioniert halt noch immer so. In unserer Gegend wird nix weggeschmissen, was noch pfenniggut ist. Nicht mal Fotos. Das erklärt vielleicht auch, warum ich auf meinem Foto die alte, viel konsultierte Haarer meiner Mutter aus dem Jahr 1951 zeigen kann. Das Buch hat nach wie vor seinen Platz im elterlichen Bücherregal und wird genutzt.

Anders als in der komplett bildlosen Ausgabe meiner Mama, findet man heute - und auch in den diversen Ausgaben, die es vom Original über die Jahre gab - Schaubilder und Infotafeln.

Der Favorit des Herrn zimtkringel ist übrigens ein Schaubild der Teilstücke des Rinds, mit dem er endlich das mysteriöse Inside Skirt vernorden konnte. Sehr anschaulich gestaltet.

Es handelt sich eben immernoch um ein Kochlehrbuch. Und zwar um eins, wie wir es hier in Schwabilon lieben: Unglaublich viel Wissen mit wenigen Worten. Von ganz elementaren Küchenhandgriffen, über Rezepte zu sämtlichen Lebensmittelgruppen - in Grundrezepten samt möglicher Varianten - bis hin zur Messerkunde und zu Tipps über Vorratshaltung findet sich hier alles. Neuerdings sogar Anmerkungen zur veganen und vegetarischen Küche, zu Zuckerersatzstoffen und eben zu allem, was die heutige Küche verlangt.

Kurz, knapp, lehrbuchartig, aber so, wie wir "die Haarer" schätzen.

© des Schaubilds MEGA Fachzentrum für die Metzgerei und Gastronomie eG

Auch schön: Man bemerkt ein wenig den Stolz auf die lokale Küche. Ich mag besonders den Zusatz KEINE Raviloli! beim Maultaschenrezept. Recht hat der Herr Ilzhöfer. Don´t call it Ravioli!

Auch heute halte ich es so, wie ich es immer bei Kochbuchvorstellungen mache: Hier findet Ihr den Link zum Verlag Klick!

Für nähere Info und einen Blick ins Buch dürft Ihr uns Buchhändler gerne in den Läden besuchen.

Hier und heute zeige ich lieber praktisch, was das Buch kann.

Ich habe ja lange überlegt, ob ich Euch das berühmte Rezept für Schwäbischen Zopf bzw. Kranz zeigen soll, denn das ist für gewöhnlich das erste, nach dem meine etwas betagteren Kundinnen und Kunden, die bereits ältere Haarer-Ausgaben besitzen, fragen. Und ja, keine Sorge, es ist auch in der völlig neuen Version drin!

Dann war es mir aber doch etwas herbstlicher Zumute, deshalb zeige ich Euch einen anderen Klassiker der Schwäbischen Küche. Es gibt Zwiebelkuchen nach Luise Haarer!

 

Im Buch wird übrigens nur die halbe Menge Teig vorgeschlagen, wir mögen den Rand aber ganz gerne, deshalb nutze ich die ganze Menge des Grundrezepts für salzigen Hefeteig:

 

Für ein Springblech mit 28cm Durchmesser:

350g Weizenmehl Type 405

20g Frischhefe

1 TL Zucker

150ml lauwarmes Wasser (variiert je nach Mehl)

1 TL Salz

40g weiche Butter + etwas mehr fürs Blech

Belag:

20g Butter oder Schmalz

60g durchwachsener Speck

750g Zwiebeln, geschält und in Ringe geschnitten

50g Mehl

4 Eier

1/4l Sauerrahm

Salz und Kümmel nach Geschmack

  • Hefe und Zucker ins lauwarme Wasser rühren und kurz stehen lassen
  • Mehl mit Salz in der Rührschüssel der Backmaschine mischen
  • Butter und Hefewasser zufügen und alles so lange mit dem Teighaken kneten, bis sich ein einheitlicher, geschmeidiger Teig ergibt, eventuell noch ein wenig warmes Wasser zufügen, das kann von Mehl zu Mehl variieren
  • Den Teig an einem warmen Ort zugedeckt ca. 40 Minuten gehen lassen
  • mittlerweile den Speck in einem großen Topf in der Butter etwas auslassen
  • Zwiebelringe zufügen und unter gelegentlichem Rühren glasig dünsten, dann etwas abkühlen lassen

  • eine runde Backform gut einfetten, ich spanne gerne auf den Boden einen Bogen Backpapier

  • Teig ausrollen und in der Form so platzieren, dass sich ein Rand von ca. 2cm Höhe formen läßt

  • Mehl, Eier, Sauerrahm und Kümmel in die etwas abgekühlten Zwiebeln einrühren,

    wer kann, schmeckt mit Salz ab (rohe Eier behagen ja nicht jedem)

  • Backofen auf 220° Ober-/Unterhitze vorheizen

  • Zwiebelkuchen auf mittlerer Leiste ca. 35 Minuten goldgelb backen, leicht abkühlen lassen und dann auf jeden Fall genießen!

Was für ein genial bodenständiges Rezept! Zwiebelkuchen, wie ihn meine Mama backt. Kein Wunder, sie hat ja auch als Teenie in den 50ern mit "der Haarer" kochen und backen gelernt.

Mein Dank geht die netten Menschen vom Schneiderverlag Hohengehren, die mir die Gelegenheit gegeben haben, die neue Version von Kochen und Backen lernen nach Grundrezepten so genau unter die Lupe zu nehmen.

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Kommentare: 5
  • #1

    Doris (Dienstag, 19 September 2023 21:19)

    oh ja, die Haarer, gerade heute wieder rausgesucht. Meine Ausgaben sind aus 1971 und 1994. Immer zur Hand, wenn es um Heimatküche geht

  • #2

    ReginaE (Mittwoch, 20 September 2023 19:18)

    Das meinige bekam ich über Umwege vererbt, Ausgabe 1964 über die Burgbuchhandlung Esslingen a.N., gedruckt bei Schwarz AG in Ludwigsburg.
    Gerne stöbere ich darin.
    Es ist inhaltlich sehr gut und sachlich aufgebaut, mit Hinweisen auf günstiges Essen. Somit auch sehr passend für die Gegenwart.
    Die Schaubilder halte ich für ein gewisses Highlight, wer kennt schon dies und das an Fleisch? Ich bin totaler Fan von Innereien und schätze somit die Angebote im Elsass.

    Zwiebelkuchen ist nicht so mein Ding, dafür ist Salzkuchen super!

    Ein sehr guter Vorschlag des Buches.

  • #3

    Ute (Mittwoch, 20 September 2023 19:42)

    Oh wie super, habe es dir gerade in facebook geschrieben. Unser altes Kochbuch! Also das meiner Mutter zumindest. Aber in Ehren gehalten. Und dazu habe ich noch ein badisches geerbt.... und das meiner Oma aus der Pfalz. Handgeschrieben. Was für tolle Schätze. Und wie schön, dass du es in Form eines von mir so heiß geliebten Zwiebelkuchen ausgegraben und veröffentlicht hast. Kommt in die Sammlung.
    Liebe Grüße von der badischen Schwäbin oder umgekehrt ;-) Ute aus der Wiesengenussküche

  • #4

    Jörg Ilzhöfer (Mittwoch, 27 September 2023 15:42)

    ...wie schön, dass Ihnen die "neue Haarer" gefällt! Wir haben versucht, das Bewährte zu bewahren und das Buch doch auch in die Neuzeit zu bringen! Nochmals besten Dank und mit einem Gruß, Ihr Jörg Ilzhöfer

  • #5

    Mirjam (Freitag, 12 April 2024 17:14)

    Auch bei uns gibt es ein Luise Haarer-Kochbuch. Als ich die 1984-Ausgabe in orangenem Plastikeinband 1988 zur Konfirmation geschenkt bekam, konnte ich nicht allzu viel damit anfangen. Sie kam mir reichlich altbacken vor. Doch mit zunehmendem Alter und v.a. dem gründen eines eigenen Hausstandes und einer Familie habe ich immer öfter daraus gekocht. Und solche Klassiker wie Pfitzauf oder Karthäuser Klöße lieben auch unsere Kinder...
    Liebe Grüße aus Denkendorf