Wer an Kaffeeplantagen denkt, dem kommen wohl in erster Linie Brasilien, Äthiopien, Guatemala, oder vielleicht Kenia in den Sinn.
Und auch beim gepflegten Kaffeegenuss dachte ich bisher eigentlich eher an Italien oder Österreich.
Tatsächlich steht aber Vietnam seit einigen Jahren an zweiter Stelle der weltweiten Rohkaffeeproduktion und Insider schwören mittlerweile auf die ganz eigenen Kaffeespezialitäten aus Südostasien.
Wie es sich trifft, reisen wir in diesem Monat mit der kulinarischen Weltreise virtuell nach Vietnam.
Das ist die Gelegenheit, vietnamesischen Ca Phe in seinen Spielarten vorzustellen.
Wie immer machen sich viele Blogger, allen voran der Organisator Volker von volkermampft, kulinarisch auf die Reise.
Bis zum Ende der Aktion folgen noch viele Links zu Rezepten. Sollte der ein oder andere noch nicht aktiv sein, keine Panik: Kommt Zeit, kommt Rezept!
Neben Einflüssen aus der chinesischen Küche, der Thai-, der Khmer- und der Indischen Küche, prägte und prägt die Kolonialzeit das kulinarische Leben Vietnams bis heute. Von den Franzosen im 19. Jahrhundert eingeführt, gilt Kaffee heute schon fast als Grundnahrungsmittel und ist aus dem Alltag der vietnamesischen Bevölkerung nicht wegzudenken.
Dabei ist die authentische Zubereitung im Cafe Phin, dem traditionellen Tassenfilter aus Metall, elementar.
Kleiner Tipp am Rande: Der Handgebrühte schmeckt richtig gut, mit sattem, fast schon schokoladigem Aroma. Die Zubereitung hat schon etwas Meditatives, noch dazu ist der Gebrauch des Phin höchst umweltschonend, da quasi müllfrei. Es gibt also rundum nur Positives zu berichten. Quasi.
Darin liegt leider für mich Schwachmaten auch die Gefahr: Herzrasen und Schlaflosigkeit durch falsche Dosierung bzw. ein kleinwenig zu viel Forscherdrang waren in den ersten Tagen, nachdem der Cafe Phin bei uns eingezogen war, im Spaß inbegriffen. Jo, ich bin auch langsam in dem Alter, in dem man über zu starken Kaffee zetert und vielleicht war es auch nicht der klügste Zug, den Phin mitten in der Nacht zu füllen... Mehrmals...
Mittlerweile habe ich die Dosierung aber eigentlich ganz gut raus. Meistens. Und es kommt wohl auch auf die Kaffeesorte an. Übrigens nenne ich hier bewußt keine Marken, kann Euch aber verraten, es gibt sehr nahmhafte vietnamesische.
Ich habe mir sagen lassen, dass Vietnamesen ihren Kaffee am liebsten schwarz auf Eis trinken.
Als notorische Milchkaffeetrinkerin hat es mir allerdings die Variante mit der zuckersüßen Kondensmilch angetan, die man - übrigens ebenso, wie den Cafe Phin und natürlich auch die Originalkaffeebohnen diverser Anbieter - beim gut sortierten Asiamarkt bekommt.
Ich nutze, wenn ich dort nicht hin komme, aber auch die im Supermarkt vorrätige, gezuckerte Dosenmilch mit der Bezeichnung Milchmädchen.
Nicht ganz gleich, aber ein guter Ersatz.
Für eine Tasse Ca Phe Nong, die heiße Variante, hat sich für mich die Mischung aus
2 EL süßer Dosenmilch
1,5 TL relativ grob gemahlenem Kaffeepulver (die Harten nehmen da auch schon mal bis zu 4 TL) und
ca. 80ml Wasser als ideal herausgestellt.
Aber ich bin, wie gesagt, ein Schwachmat.
Die Mengen darf sich jeder individuell anpassen.
Die Zubereitung ist einfach, wenn auch ein wenig zeitaufwendiger als z.B. beim Vollautomaten.
- gemahlenen Kaffee in den Filter geben
- Kondensmilch in ein dickes Glas oder eine Tasse geben
- Filter auf dem Glas platzieren
- den im Filter enthaltenen Deckel locker auflegen
- 3 EL vom heißen, aber nicht mehr kochenden Wasser auf den Kaffee geben und das Kaffeepulver 1 Minute quellen lassen
- nun das restliche heiße Wasser aufgiesen und langsam ins Glas tröpfeln lassen
Für geeisten Kaffee Ca Phe Sua Da kommt nun noch gecrustes Eis ins Glas und am besten ein Strohhalm, um den zuckrigen, starken Kaffee langsam zu schlürfen.
Eine andere, fast schon dessertartige Variante ist der Vietnamesische Eierkaffee Ca Phe Trung. Ja Eier, Ihr lest richtig.
Dazu wird der Kaffee wie oben angegeben durch den Phin gebrüht, die Kondensmilch kommt aber nicht gleich ins Glas, sondern wird mit einem rohen Eigelb schaumig aufgeschlagen und oben als Creme auf den gebrühten Kaffee gesetzt.
Wer Lust hat, gibt noch etwas Vanille in die Creme oder kippt ein wenig Cognac in den Kaffee.
Und noch eine andere Geschmacksrichtung liefert Ca Phe Dot Dua. Dieser puntket mit sattem Kokosaroma und fällt für mich deutlich in die Kategorie Dessert. Dazu wird einfach ein ordentlicher Löffel Kokosmilch unter die süße Kondensmilch gemischt, et voilà!
Ihr seht schon, die Welt des vietnamesischen Kaffees ist eine ganz eigene und das Probieren lohnt sich auf jeden Fall! Der Phin kostet übrigens nur ein paar Euro und ist den Versuch sicher wert. Auserdem, wenn wir jetzt nicht genug Zeit für solche Küchenexperimente haben, na, dann weiß ich auch nicht.
Liebe Leute, laßt es Euch gut gehen, bleibt schön gesund, Grüße an alle Mitreisenden und bis bald...ich mach mir jetzt einen kleinen Kaffee!
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Susanne (Freitag, 25 Dezember 2020 16:05)
Ah, wegen Dir stecke ich jetzt gleich mit dem Kopf im Küchenschrank und suche den vietnamesischen Filter. Kaffee müsste ich auch haben, habe ich ja schließlich zusammen gekauft. Ich fand den Kaffee immer sehr stark, aber jetzt werde ich nochmal experimentieren.
Ok, morgen, weil wenn ich jetzt anfange, muss ich wieder die Nacht durchmachen...
Britta Koch (Freitag, 25 Dezember 2020 16:35)
Diese Kaffeevariante klingt spannend, aber ich als schwarze Kaffeetante drücke dann noch lieber einfach Knöpfchen.
Vielleicht kann ich den Ca Phe mal irgendwo irgendwann probieren.
LG und noch schöne Weihnachten �
Britta
fluffig & hart (Montag, 28 Dezember 2020 15:48)
Eigentlich trinke ich sehr selten Kaffee und wenn, dann mit sehr viel Milch. Aber diese Variante mit der Kondensmilch sieht richtig lecker aus und ich kann den Kaffee bei den schönen Bildern förmlich schon riechen...
Volker (Freitag, 08 Januar 2021 15:39)
Hallo Simone, da ich überhaupt keinen Kaffee trinke, ist der super praktisch, da man da wunderbar kleine Portionen machen kann.
Zeige ich meiner Frau gleich Mal.
Lg Volker
Sylvia von Brotwein (Mittwoch, 20 Januar 2021 20:49)
Das ist sind ja spannende Creationen! Kaffe und Vietnam hätte ich nicht in Verbindung gebracht. Schön, hier so viele Varianten vorgestellt zu bekommen.
Lieben Gruß Sylvia
Pane-Bistecca (Freitag, 29 Januar 2021 04:57)
Ich liebe diesen Kaffee, der weckt wunderbar auf!
LG Wilma