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Hach ja, wir sind halt einfach neugierig. Thomas von Beruf aus, ich vom Wesen her. Deshalb besuchen wir auch so gerne Manufakturen und Produzenten in unserer Region: Man sieht so viel Neues, lernt interessante Menschen kennen und nicht zuletzt darf man ganz oft probieren.
Heute waren wir bei der Brennerei und Mosterei Armbruster in Altenriet, gar nicht weit von unserer Heimatgemeinde Nürtingen entfernt, und damit mitten im Herzen des Schwäbischen Streuobstparadieses gelegen.
Kurz nach zehn, am Samstagmorgen, Ende Oktober. Eigentlich läuft um diese Zeit im Jahr die Mostproduktion auf vollen Touren, und die Streuobstwiesenbesitzer stehen mit ihrer Ernte Schlange.
2017, mit dem späten Frosteinbruch während der Obstblüte, schaut das allerdings anders aus:
Wo die Armbrusters sonst zwischen 20 und 30 Tonnen eigenem Ertrag und dazu noch die Ernte der Wieslesbesitzer aus der ganzen Umgebung verarbeiten, haben sie dieses Jahr gerade mal um die 100kg geerntet. Für heute ist also schon fertig gemostet und die Armbrusters stecken mitten in den Aufräumarbeiten, als wir ankommen. Eigentlich sollen wir die Packpresse gar nicht zeigen, denn Christine Armbruster macht sich gerade daran, sie zu putzen, aber wie gesagt, wir sind halt sehr neugierig. Gerade die Arbeitsgänge der Produktion finden wir ja interessant und Putzen ist offensichtilch ein großer Teil davon.
Hier wird gschafft, und das darf man ruhig sehen!
Die Armbrusters brennen in der fünften Generation und die nächste ist bereits am Start.
Neben den angelieferten Erträgen der Obstbauern aus der Region, die in der Lohnmosterei für den eigenen Bedarf ihre Ernte gemaischt, gepresst und nach Wunsch ins Fässle, in Flaschen oder auch als Bag in Box-Kistchen abgefüllt bekommen, und wieder mit heim nehmen dürfen, wird Saft für den Verkauf, aber vor allem auch sortenreiner Saft für die Destillation hergestellt. Am Rande erwähnt: Ich habe einen neuen Lieblingssaft entdeckt, den sortenreinen Saft von der Karcherbirne. Der mußte natürlich gleich mit heim nach zimtkringel-Hausen!
Rainer Armbruster spricht zwar selbst nicht darüber, aber eine kurze Recherche ergibt: Nicht nur der edle Kupferkessel strahlt hier in seinem Glanz. Hier entstanden und entstehen auch mehrfach mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen ausgezeichnete Brände aus sortenreinen Früchten. Dazu kommen typische Destillate wie das Quitten-, Mirabellen- oder Zwetschgendestillat, Liköre, ausgewählte Spezialitäten und Besonderheiten, wie der Blutwurz, oder Kirschwasser aus der Knorpelkirsche.
Klar, schließlich befinden wir uns ja quasi auch in einem königlichen Haus: Carmen Armbruster, und damit schnapsbrennende Generation VI der Brennerfamilie Armbruster, bekleidete schon das Amt der Destillatkönigin und führt damit die Familientraditon fort. Sie hat sogar schon eine ganz eigene Kreation, einen Obstbrand aus Apfel und Quitte entwickelt, der prompt auch gleich eine Silbermedaille gewann. Für die Experten unter Euch: Allein bei den Birnenbränden könnt Ihr unter anderem zwischen Wahl´sche-, Palmisch-, Nägeles-, Eier- oder Gelbmöstlerbrand wählen!
Wie immer habe ich ja wenig Ahnung und frage mich deshalb durch. Oder wisst Ihr, wie aus der Frucht der Most, Apfelsaft oder gar das feine Tröpfle wird?
Grob gesagt, dachte ich nämlich, aus dem Most wird irgendwie Abrakadabra irgendwann Schnaps und dazwischen liegen irgendwo ein Kessel, ein paar Röhrchen und der Zoll. Ja. Klar. Nein.
Glücklicherweise ist Rainer Armbruster so freundlich und geduldig, und erklärt mir Nixblicker wie es tatsächlich funktioniert.
Punkt eins: Früchte werden ausgepresst und daraus wird Süßmost, also frischer Saft. Der darf dann entweder zu Most vergären oder wird erhitzt und bleibt damit süßer Saft. So weit, so klar.
Schnaps dagegen wird aus der ganzen eingemaischten Frucht gewonnen. Dazu kommen etwas Saft und Reinzuchthefe und vor allem Zeit, Geduld und Fachwissen.
Äpfel, die beispielsweise im September geerntet und eingemaischt wurden, stehen bis November im sorgfältigst geschlossenen, mit Gärspund versehenen Fass.
Vereinfacht erklärt: Wie alles, was gut werden will, braucht auch die Schnapsherstellung Können und Sorgfalt. Zitat Brandmeister Armbruster: "Die Milde kommt mit der Ruhe." Schiefgehen kann eine Menge: Kommt Luft rein, kippt die Maische und es gibt Essig. Kommt keine Luft raus -gemeint ist hier die bei der Gärung entstehende Kohlensäure - dann macht es Bumm! und das Fass platzt, was wiederum heftiges Putzen nach sich zieht. Circle of Life beim Schnapsbrennen.
Klappt aber alles, und wie man sieht, ist das bei den Armbrusters der Fall, dann braucht es so ein hübsches Gerät, wie Ihr hier seht, und nach viel Arbeit werden aus 100kg Äpfeln ca. 5 Liter verwertbarer Alkohol mit einem Gehalt von 80%. Der wird dann mit gutem Wasser, hier Bodenseewasser, versetzt und dann sind wir endlich da, wo wir eigentlich die ganze Zeit hin wollten:
Im Brennstüble oder dem Hofladen der Familie Armbruster in Altenriet.
Im Idealfall mit einem Gläsle in der Hand! Oder gleich mit einem der von Christine Armbruster liebevoll gestalteten Geschenkpäckle unterm Arm?
Geht mal hin, oder klickt Euch rein!
Die Armbrusters sind ein Familienbetrieb und Direktvermarkter. Sie stehen im April mit ihrem Stand auf dem traditionellen Altenrieter Brezelmarkt, dazu findet Ihr sie rund ums Jahr zu verschiedenen Anlässen im Brennstüble, das übrigens nach Absprache auch für Veranstaltungen ab 12 Personen für Euch öffnet. Dienstag, Donnerstag und Samstag ist das Hoflädle geöffnet und im September und November gibt es den traditionellen Mostbesen. Für alle Nichtschwaben: Eine Besenwirtschaft ist... ach...schlagt es nach!
Eure Gelegenheit in den kommenden Tagen: Schlemmt Euch beim Mostbesen vom 2.11. - 5.11.2017 durch!
Nun bleibt mir nur noch, mich bei der Familie Armbruster zu bedanken, dass wir sie in ihrem Arbeitstag stören und Säfte verkosten durften.
Deshalb habe ich den Beitrag auch als Werbung gekennzeichnet.
Wie immer gilt: Bei zimtkringel schreibe ich, auch und gerade wenn es um Firmen und Produzenten geht, immer nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflußt von Dritten. My blog, my rules!
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