Spargel aus dem Pergament mit Grüner Soße

Hoy, die Schwäbin geht kulinarisch fremd!

 

Am 6. Juni 2019 feiert Frankfurt den Grüne Soße Tag und will mit 231775 verspeisten Grie Soß-Portionen den Weltrekord aufstellen.

 

Alles in allem ein leckerer Riesenspaß, denn nicht nur die Frankfurter lieben die Sauce (sorry, ich hab mich an die Schreibweise gewöhnt) aus den sieben Kräutern Schnittlauch, Petersilie, Borretsch, Kerbel, Pimpinelle, Sauerampfer und Kresse. Nein, weit über die Main-Skyline hinaus ist Grie Soß (hier die Originalschreibweise) Thema.

 

Weil ich bekennender Fan regionaler, nahezu heimatstiftender Spezialitäten bin, habe ich als Schwäbin beschlossen, mich einigen Bloggern anzuschließen und Grüne Soße zuzubereiten.

 

Jaaa, wieder mal eine Situation, in der ich erstmal HIER gerufen und mir dann erst Gedanken gemacht habe.

Tatsache ist nämlich, ich habe noch nie, NEVER EVER Grüne Soße gegessen, geschweige denn zubereitet. Huch!

Absoluter Grie Soß-Newbie!

Und nun hat mich eingehende Recherche feststellen lassen, dass allein schon die Kräutermischung ein echtes Politikum ist. Mit oder ohne Dill? Kräuter hacken oder gar wolfen? Senf? Zwiebeln? Eier ganz, oder das Eigelb durch ein Sieb gestrichen? Mayo? Selbst der prozentuale Anteil der einzelnen Kräutersorten ist amtlich festgelegt, obschon es sich da wohl eher um Verkaufseinheiten beim rund um Frankfurt gehandelten Kräutersträußchen handelt. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah! Die Schwäbin hat ein Problem! Ich fürchte, ich marschiere sehenden Auges auf ein Fettnäpfchen zu!

Dazu kommt noch ein deutlicher Kräuterengpaß in Schwabilon: Während ich Schnittlauch, Petersilie, Kerbel und Kresse nahezu palettenweise bekommen konnte, war Sauerampfer schon eher ein Problem. Ich darf verkünden, ich bin nun stolze Besitzerin des wahrscheinlich einzigen und letzten Monstertopfes Sauerampfer südlich von Stuttgart! Dabei hatte ich schon Tage eine Riesenpflanze auf der Wiese hinter der Buchhandlung im Blick, die justament gestern vom städtischen Gärtner abgemäht wurde! Mit Blick auf meinen neu erstandenen Topf bin ich mir jetzt aber auch gar nicht mehr so sicher, ob meine Kräuterkenntnis mich da nicht eh auf eine falsche Fährte geführt hatte. Bei Pimpinelle und Borretsch wurden die Blicke meiner Gemüsedealer und auch der Freunde im Gartenmarkt schließlich vollends reserviert, mit Tendenz zur Verzweiflung und dem deutlich erkennbaren Wunsch, die seltsame Frau solle endlich den Laden verlassen. Samenpäckchen hätte ich haben können. Seufz! Irgendwie bezweifle ich, dass ich die innerhalb von zwei Tagen noch erntereif bekommen hätte. Noch hatte ich die Suche nicht ganz aufgegeben, aber zur Not schlummert ein Päckchen gefrostete Kräutermischung Frankfurter Art im Kühlfach. Das gab es erstaunlicherweise beim Supermarkt ums Eck. Sogar zwei ganze Exemplare, zwischen gefühlten Bergen von gefrostetem Dill....

Um mich nicht völlig als der Doof zu outen, habe ich mich für den ersten Versuch zu einer klassischen Anordnung entschieden:

Ofengegarten Spargel aus dem Pergamentpäckchen, gedämpfte Drillinge, Schinken und Grüne Soße. Drückt mir die Daumen!

Für die Nebendarsteller und zwei üppige Portionen brauche ich:

1kg weißen  Spargel, Enden abgeschnitten und gerüstet

Zitronenabrieb

2 EL Ahornsirup

Salz und Pfeffer

2 EL Butter

einige Bögen Pergamentpapier

1kg kleine Kartoffeln, hier Drillinge

und Schinken vom Metzger meines Vertrauens

 

Nun zum Hauptdarsteller, der Grie Soß:

 

Borretsch, Schnittlauch, Kresse, Kerbel, Pimpinelle, Sauerampfer und Petersilie zu einigermaßen gleichen Teilen (ich hab mal je eine Handvoll genommen) - übrigens hat mir die Bestellung beim Großmarkt doch noch zwei eher mickrige Sträußchen der fehlenden Kräutlein eingebracht -

und:

5 Eier

1 EL mittelscharfer Senf

200g Dickmilch

200g Crème fraîche

150g Joghurt

1 EL Weißweinessig

1 EL Öl

1 TL Zucker

Salz und Pfeffer

 

Das Rezept habe ich aus verschiedenen Quellen zusammen gesucht und letztlich deshalb für gut befunden, weil zwei der Autoren es als "nach Art von Oma soundso" benannt haben . Ich hoffe mal, ich blamiere mich nicht ganz...

• Eier hart kochen
• Kräuter waschen, gut trocken schütteln und mit einem großen Messer fein schneiden
• Dickmilch mit Milch, Senf und Saurer Sahne glatt rühren und mit den Gewürzen, Essig und Öl abschmecken
• abgekühlte Eier schälen und in kleine Würfel schneiden
• Eierwürfel unter die Joghurt-Mischung rühren, das Eigelb soll sich dabei fast schon auflösen
• Kräuter unterheben und alles kühl stellen

• Pergamentpaper dreifach legen, geputzten Spargel darauf legen (ich habe zwei Päckchen gemacht), salzen, pfeffern und ein wenig Zitronenschale darauf geben
• Ahornsirup darüber träufeln und Butterflocken darauf setzen
• nun das Pergamentpäckchen gut schließen und für 20 Minuten bei 180° Umluft im Backofen garen
• gewaschene Kartoffeln noch nass salzen und über Dampf garen

Sodele, wie wir Schwaben sagen: Jetzt darf geschlemmt werden!

• Spargelpäckchen vorsichtig öffnen, Kartoffeln und Schinken dazu geben und üppig Grüne Soße dazu reichen!