Neues Jahr, neue (virtuelle) Reise:
Die kulinarische Weltreise unter Führung von Volker von volkermampft ist wieder unterwegs und beginnt zumindest für mich 2022 mit einer ganz schönen Herausforderung: Haiti ist das Ziel.
Tja, mit Haiti verbinde ich, wie wohl viele von uns, in erster Linie die Bilder vom großen Beben und die Erkenntnis, dass die Menschen dort bis heute unter den Auswirkungen leiden.
Überhaupt kenne ich Haiti nur aus dem Fernsehen.
So reiste zum Beispiel der von mir sehr geschätzte, mittlerweile leider verstorbene Antony Bourdain für seine Kochserie No Reservations ein Jahr nach der Katastrophe auf die Insel.
Eine Serien-Folge, die mir sehr im Gedächtnis geblieben ist. Vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass die Filmcrew damals mit gutem Vorsatz, die hungrig zuschauenden Kinder mit Essen zu versorgen, für einen öffentlichen Aufruhr sorgte, der nur mit Polizeigewalt wieder aufgelöst werden konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Aus der selben Folge stammt jedenfalls die Idee, hier und heute Pikliz mit Fritters zu zeigen.
Grob gesagt handelt es sich bei Pikliz um eine karibische, sehr scharfe Variante von Krautsalat. Ähnlich wie Kimchi ist Pikliz - zumindest für unseren mitteleuroäischen Gaumen - eher als würzende
Komponente zu nutzen. Sowohl das Gemüse als auch die Marinade wird zu und in traditionellen Fleischgerichten und Frittiertem genutzt, mal als Relish, mal auch nur als Würze. ACHTUNG:
Pikliz sollten einige Tage marinieren! Genaugenommen braucht das hier gezeigte Gericht also fünf Tage Vorlauf.
für die Fritters (die Mengenangaben sind hier, wie im Original, in Cups angegeben)
1 Ei
1 Cup gekochter, geräucherter Fisch, hier Makrele, in Stücke gezupft
Salz nach Geschmack
2 Frühlingszwiebeln
1 Handvoll Petersilie, gehackt
1 TL Zitronensaft
1 TL Chiliflocken (weniger ist auch ok)
1 Tasse Weizenmehl
1 gehäufter TL Backpulver
1 1/2 Cups Wasser
ca. 1 Liter Öl zum Frittieren
für ein mittleres Schraubglas Pikliz:
2 Cups gehobelter Spitzkohl
1 Habanero
1 rote Peperoni
je 1/2 rote und gelbe Paprika
1 rote Schalotte
1 große Karotte
2 Lauchzwiebeln
12 schwarze Pfefferkörner
1 TL Salz
3 Knoblauchzehen
Saft von 1/2 Zitrone
ca. 2 Cups Weißweinessig
Kleiner Einschub: Ich bin ein Weichei, was Schärfe angeht. Im Originalrezept stehen für ein Glas Pikliz 6 (!) Scotch Bonnet Peppers. Ich habe sie durch eine relativ große Habanero und eine rote Peperoni ersetzt und weiß jetzt schon, dass das für uns grenzwertig scharf sein wird.
Was ich auch weiß, ist, dass mit Sicherheit auf irgendeinem meiner Kanäle jemand ums Eck kommen wird, der mir erklärt, dass das so kein echtes Pikliz sei und dann mit erhobenen Zeigefinder erklären wird, wie es wirklich geht.
Ich bin in einem Alter, in dem mir das meilenweit am Bobbes vorbei geht.
Schade finde ich allerdings, wenn Bloggern mit solchen Aktionen der Wind aus den Segeln genommen wird:
Neulich habe ich bei einer Blogparade den Text einer jungen Bloggerin gelesen, die ein Rezept ihrer verstorbenen Mutter gepostet hat. Man merkte, das war ein echtes
Herzensessen.
Ich schlage da als einzig richtige Reaktion vor "Vielen Dank, dass du das schöne Rezept mit uns teilst".
Never ever sollte darauf, wie in ihren Kommentaren zu lesen, folgen "Mag ja gut sein, aber richtig geht das so....".
Der Gipfel des Ganzen war dann das verschmitzte Zwinkersmiley, das von der Kommentar-Schreiberin hinter den Tadel gesetzt wurde. Passiv-aggressiver Scheiß mit Smiley-Garnitur.
Leute! So muss man nicht miteinander umgehen. Gerade beim Essen sollten wir uns doch über Vielfalt freuen.
Ob jung oder alt, Anfänger oder Profi, bei mir gilt: Don´t rain on my parade!
So, nach scharfen Worten kommt jetzt ein scharfes Pikliz-Rezept (ja, ja, weniger scharf, als das Original).
- Gemüse waschen und wo nötig entkernen
- Kraut, Paprika, Habanero, Zwiebeln, Karotte und Frühlingszwiebeln samt Grün fein hobeln
- Knoblauchzehen dazu quetschen
- Salz, Zitronensaft und Pfefferkörner zufügen und alles ordentlich durchkneten
- in ein gut verschließbares Glas füllen und mit dem Weißweinessig auffüllen
- gut verschließen und 5 Tage bei Zimmertemperatur durchziehen lassen
- einmal geöffnet im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von ca. vier Wochen verbrauchen
- ach, und vorsichtig genießen - auch mit weniger Chili isses halt scharf!
Während Pikliz vorher zubereitet werden sollte und dann im Vorrat auf die Verwendung wartet, schmecken Fritters frisch natürlich am besten:
- Frühlingszwiebeln samt Grün in feine Ringe schneiden, Petersilie hacken und beides mit den Chiliflocken und dem Zitronensaft mischen
- Mehl und Backpulver mit dem Wasser glatt rühren
- Gemüsemischung zum Teig geben, gut mischen und eine Stunde quellen lassen
- Räucherfisch - ich habe Makrele gewählt - klein zupfen und zusammen mit dem Ei unter den Teig mischen
- vorsichtig salzen - oft ist der Räucherfisch schon salzig genug
- löffelweise Teigportionen in heißem Öl schwimmend goldbraun frittieren
- auf einem Küchentuch abfetten
- mit Pikliz servieren (Knoblauchmajo macht sich übrigens auch hervorragend dazu!)
Hier findet Ihr die haitianischen Rezepte der Mitreisenen. Wie immer kommen im Laufe des Monats noch mehr dazu und eventuell noch nicht aktive Links werden frei geschaltet:
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Britta (Mittwoch, 12 Januar 2022 10:15)
Die Fischfritters sehen köstlich aus. Da hätte ich gerne probiert. Schärfetechnisch bin ich auch eher ein Weichei, weshalb ich für meine haitischen Gerichte lieber zu Chilipulver gegriffen habe und mich schärfetechnisch angenähert habe.
Zu Deinem Einschub bezüglich "dummer" Kommentare zu bestimmten Rezepturen: Die einzig richtige ist die, die mir - und den von mir bekochten Personen - schmeckt. Fertig! Aus!
Liebe Grüße
Britta
Susanne (Mittwoch, 12 Januar 2022 11:43)
Oh, das ist was für mich, diese Kombination aus frittiert/fettig und scharf. Merke ich mir vor. Für mich mit mehr Chili, auch wenn ich das Pikliz dann alleine essen muss, ich esse so gern scharf.
Petra aka Cascabel (Samstag, 15 Januar 2022 20:21)
Die Fritters (mir gefällt, dass sie mit Räucherfisch gemacht werden!) sehen einfach klasse aus, Pikliz steht schon im Kühlschrank :-) Rezept ist gebunkert!
Kathrina (Dienstag, 25 Januar 2022 12:51)
Ui, das klingt ja sehr fein. Sind noch welche für mich übrig?
Im Übrigen ist erlaubt, was schmeckt und vor allem, was funktioniert. Und wem das nicht passt? Tja, der hat dann einfach mal Pech gehabt.
Liebe Grüße
Marie-Louise (Freitag, 04 Februar 2022 10:40)
Die Fish Fritters sehen so, so köstlich aus! Ich liebe Fisch ja eh sehr, und in dieser Variante kann ich es mir so gut vorstellen. Pikliz als knackige Komponente, mhhhh! Ein schönes Rezept, liebe Simone!
Herzliche Grüße
Marie-Louise
Volker (Samstag, 05 Februar 2022 07:18)
Hallo Simone,
Bei den Fritters würde ich auf jeden Fall auch gerne zugreifen. Danke für das tolle Rezept. Und ob Dein Pikliz jetzt scharf genug ist oder nicht, lecker sieht es aus. Bei mir wäre es ohne Zwiebeln gemacht worden. Sicher auch nicht Original, aber dann halt meins.
Schöne Grüße
Volker
dirk (Sonntag, 06 Februar 2022 15:32)
Ich möchte ja anmerken, dass Du das falsche Schraubglas *zwinkersmiley*.. *duck*; aber wichtiger: wo kann ich die Fischfritters abholen? lg.
poupou (Sonntag, 06 Februar 2022 21:11)
Die Fritters sind ja ein Traum! Sehe ich das richtig, dass da der komplette Fisch mit dem Teig usw. gemischt und dann in Portionen frittiert wird? Also das ist nicht Fisch in Teighülle sozusagen? Das klingt ja so einfach, dass sogar meine Frittierkünste ausreichen könnten...und Pikliz haben wir auch noch eine Menge!
Liebe Grüße
poupou
Julia (Montag, 14 Februar 2022 00:43)
Ein Rezept, das ich unbedingt ausprobieren möchte! Aber ich habe immer dasselbe Problem: bei uns gibt es Essig in 5% und 10% - welchen nimmst du? Oder gibt es bei euch nur eine Sorte? Und wenn ja, welche?
Liebe Grüße
Julia
Simone von zimtkringel (Montag, 14 Februar 2022 13:45)
Hi poupou, ja, im Grunde ist es nachher nur eine Fisch-Teig-Masse, von der du kleine Portionen direkt ins heiße Fett ploppen kannst. Ganz easy!
Hallo Julia, jetzt mußte ich doch glatt auf der Essigflasche gucken. Also, das war 5%iger Weißweinessig.
Liebe Grüße
Simone