Bündner oder Engadiner Nusstorte

Engadiner Nusstorte, so karamellig und nussig

Es ist kein Geheimnis, in der zimtkringel-Weltzentrale wohnt seit über 20 Jahren ein Schweizer. Wir nennen ihn hier Herrn zimtkringel, Thomas, den Gatten oder wahlweise auch den Essenskritiker numero uno.

 

Mit seinem Einzug zogen auch eine ganze Menge

Schweizer Rezepte ins Herz des Schwabenlandes.

Mit einem Gebäck aus der Schweiz liebäugle ich allerdings schon gut 20 Jahre länger, ohne es jemals selbst gebacken zu haben.

Es geht bis ganz zu den Anfängen meiner etwas seltsamen Faszination für fast alles, was mit Koch- und Backbüchern zu tun hat zurück:

Die Bündner oder auch Engadiner Nusstorte.

Nach zig gekauften Exemplaren backe ich heute nun endlich ein ganz eigenes Exemplar.

Das erste Mal ist mir dieses unglaublich haltbare und nahrhafte Gebäck wohl in meinen sehr frühen Teenagertagen begegnet. Damals waren die Koch- und Backbücher des Gräfe und Unzer Verlages mit den sinnigen Titeln  ...vergnügen wie noch nie extrem populär und gehörten zu meiner ständigen Lektüre.

Und mit ständig meine ich wirklich fast täglich und sehr intensiv. Ich mochte schon damals Kochbücher sehr gerne. Balla halt, schon als Kind... Ihr erinnert Euch vielleicht an die Titel? Auch meine Mutter hatte, wie viele mit ihr, das Backvergnügen wie noch nie, das Kochvergnügen wie noch nie, Internationale Küche wie noch nie und Kalte Küche wie noch nie im Regal. Heute wohnen diese Klassiker in meinem Regal.

Ich bin mir nicht ganz sicher, in welchem davon sich die Nusstorte nun fand. Jedenfalls wollte ich sie damals, wie so vieles, gerne ausprobieren, aber es scheiterte etwas an der Befürchtung, was die karamellige Nussfüllung wohl mit dem künstlichen Zahnwerk der vielen eher betagten Familienmitglieder anstellen würde. Und das wollte ehrlich gesagt niemand so wirklich ausprobieren. Niemand. Nie.

Nun ja, die Zeiten sind längst vorbei. Die Gebißträger essen leider nicht mehr mit.

Mit Blick auf unsere Beißwerkzeuge bin ich jetzt zwar auch nicht umbedingt auf der sicheren Seite, aber hey, wenn nicht jetzt, wann dann? Ausserdem ist das Gebäck, wider der kernigen Optik, deutlich zahnfreundlicher zu essen, als man meint.

 

Für eine 28cm-Springform:

150g weiche Butter + mehr für die Form

380g Zucker

1 Prise Salz

1 Ei + 1 Eigelb

265g Weizenmehl Type 405 + 2 EL für die Füllung

250g Walnusskerne

250g Schlagsahne + 2 EL für den Glanz

50g Honig

Die Bündner Nusstorte, auch Engadiner Nusstorte, rätoromanisch und ladinisch Tuorta da nuschs, ist wohl die bekannteste Spezialität des Kantons Graubünden. Sie ist neben dem Birnbrot das bedeutendste Exportprodukt der Bündner Bäcker und Konditoren, die natürlich alle auf ihre eigenen, teils geheimen Rezepte schwören.

Meine Version ist eine einfache, recht schnörkellose Variante, die relativ leicht nachzubacken ist. An einer Birnbrot-Variante bzw. Birewegge habe ich mich vor Jahren auch schon versucht. Bei beidem habe ich übrigens keinerlei Anspruch auf regionale Authentizität. Vielmehr sind sie ein Versuch, Rezepte aus des hauseigenen Schweizers Kindheit nachzubasteln und ihm und den Mit-Essern eine Freude zu machen.

  • 130g vom Zucker mit der Butter, der Prise Salz und einem Ei hell aufschlagen
  • Mehl zufügen und alles zu einem geschmeidigen Teig kneten lassen
  • in Folie eingeschlagen 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen
  • Springform gut ausfetten
  • zwei Drittel vom Teig zu einer runden Platte ausrollen und als Boden in die Form legen
  • einen Rand von ca. 4cm hocharbeiten
  • Teigboden mit einer Gabel mehrfach einstechen und dann samt dem letzten Teigdrittel eine weitere halbe Stunden kalt stellen
  • mittlerweile die Walnüsse grob hacken
  • übrigen Zucker in einer hohen Pfanne schmelzen und hell karamellisieren lassen
  • Honig und 250g Sahne zufügen - keine Panik, der geschmolzene Zucker wird höchstwahrscheinlich klumpen, das ist ok, wir rühren das Karamell wieder glatt
  • bei mittlerer Hitze rühren und köcheln - jetzt sollen sich alle Klümpchen auflösen, seid da gründlich - und natürlich soll nichts anbrennen
  • Nüsse zufügen, ein, zwei Minuten mitblubbern, dann die 2 EL Mehl unterrühren
  • vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen
  • abgekühlte Füllung auf den Teigboden geben, gleichmäßig verteilen und glatt streichen
  • Eigelb mit den restlichen 2 EL Sahne glatt rühren
  • das übrige Teigdrittel zu einer dünnen Platte in Größe der Springform ausrollen - ich rolle am liebsten auf einer Lage Frischhaltefolie, das macht das Handling deutlich einfacher
  • nun Teigplatte auf die Füllung legen
  • den Teigrand vom Boden mit wenig Eiersahne bestreichen, über den Deckel schlagen, vorsichtig andrücken und gut verschließen - beim Backen soll möglichst keine Füllung austreten können
  • vorsichtig mit einer Gabel ein Muster auf den Teigdeckel drücken, ohne den Deckel zu beschädigen
  • Kuchen mit Eiersahne bepinseln und noch einmal 30 Minuten antrocknen lassen
  • Backofen auf 180° Ober-/Unterhitze vorheizen
  • Kuchen auf der zweiten Schiene von unten ca. 40 Minuten goldgelb backen
  • vollständig abkühlen lassen, ehe er angeschnitten wird
  • genießen

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Kommentare: 1
  • #1

    Regina (Dienstag, 26 Dezember 2023 17:47)

    Liebe Simone, das ist ein tolles Rezept von der Engadiner Nusstorte. Das muss ich mir merken. Fröhliche Weihnachten, Regina