Dörrbohnen und Speck

Eintopf aus gedörrten grünen Bohnen mit Kartoffeln undSpeck

Nachdem ich Euch neulich schon Kanonenrohrpasta, ein Lieblingsgericht aus der Jugend des Herrn zimtkringel gezeigt habe, steht heute ein weiterer Ausflug in die Küche seiner Kindheit an.

 

Anders als bei den Nudeln, deren Herkunft wir ehrlich gesagt nicht so recht belegen können, handelt es sich bei den Dörrbohnen mit Speck aber um ein echtes Traditionsgericht der Schweiz und interessanterweise wohl auch der Pfalz.

Da es bei uns in Schwaben die Hauptzutat, also die getrockneten Gartenbohnen, quasi nirgendwo zu kaufen gibt, habe ich bereits vor einigen Jahren begonnen, Bohnen in der Saison selbst zu trocknen. Guckt mal hier: Klick!

Leider gab unsere Bohnenernte die letzten beiden Jahre wenig her. Im letzten Jahr hatten wir gefühlt eine Ernte von fünf Bohnen. Aufgerundet. Glücklicherweise halten sich die Dinger ewig und ich habe noch Vorräte von vergangenen Einkaufsexpeditionen in die Schweiz und nach Frankreich. In der Markthalle in Stuttgart habe ich sie auch schon entdeckt und verschiedene Gewürzhäuser und Reformhäuser haben sie im Angebot. 

Nun fragt Ihr Euch vermutlich, warum man heute noch getrocknete Bohnen nutzen sollte, wenn es doch ganzjährig frische grüne Bohnen, gefrostete Produkte und auch Dosen und Gläser zu kaufen gibt. Sagen wir es mal mit den Worten des großen Stevan Paul:

 

"Dörrbohnen schmecken wie die Reduktion von grüner Bohne, tief und intensiv. Sie entfalten durch die Trocknung verstärkten Geschmack und haben einen außergewöhnlichen, fleischigen Biss."

 

Die Zubereitung ist einfach. Man sollte nur dran denken, dass die Bohnen bereits am Vortag eingeweicht werden sollten. Am einfachsten ist es, wenn man sie über Nacht in kaltes Wasser legt. Sie verdoppeln dann ihr Volumen und am nächsten Tag kann man sie gut verarbeiten.

Tja, ich vergesse das regelmäßig, oder aber wir entscheiden spontan, dass es Bohnen geben soll. War klar, oder?

Glücklicherweise gibt es eine Abkürzung: Die Bohnen in Wasser etwa 3 Minuten sprudelnd aufzukochen und danach bei ausgeschalteter Herdplatte einfach im Kochwasser ein bis zwei Stunden stehenzulassen, klappt auch ganz gut und verkürzt die Wartezeit deutlich, wie ich festgestellt habe.

Wir bereiten sie recht traditionell mit Speck zu und reichen dazu Kartoffeln, die laut Gatte auf dem Teller mit der Gabel zermatscht werden müssen. Ich habe Dörrbohnen erst durch Thomas kennengelernt und gestehe, ich muss sie nicht ständig haben, wenn sie aber auf den Teller kommen, sind sie ein besonderer, herzhafter Genuss.

für 3 Hungrige:

 

200g Dörrbohnen

1 Zwiebel

1 Knoblauchzehe

3 Zweige Bohnenkraut

1 EL Butter

500ml Fleisch- oder Gemüsebrühe

Pfeffer

geräucherter Speck in großen Stücken (oder Kassler, geräucherter Schinken, Rippchen, Rauchwurst....)

 

und als Beilage Kartoffeln

  • Bohnen über Nacht einweichen (oder den oben genannten Shortcut nutzen)
  • Wasser weg schütten, Bohnen gut waschen und abtropfen
  • Zwiebel und Knoblauch fein hacken und in einem großen Topf in Butter anschwitzen
  • Bohnen zufügen
  • mit Brühe aufgießen und das Bohnenkraut zufügen
  • den Speck entweder am Stück oder in große Würfel geschnitten darauf legen
  • Deckel drauf und alles bei mittlerer Hitze gut 40 bis 50 Minuten kochen - ich stell den Schmortopf einfach bei 175° Umluft in den Backofen
  • vor dem Essen Bohnenkraut entfernen und mit Pfeffer abschmecken
  • Kartoffeln dazu löffeln und genießen!

Dörrbohnen gehören zum Kulinarischen Erbe der Schweiz - Patrimoine Culinaire Suisse und kommen hauptsächlich in der kalten Jahreszeit auf den Tisch. Logisch, waren sie doch früher als Vorrat für die Zeit gedacht, in der es keine frischen Feldprodukte gab.

In Teilen der Schweiz gehörten sie sogar, meist in Kombination mit selbst Geräuchertem, zum traditionellen Weihnachtsessen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Franziska (Samstag, 16 April 2022 20:28)

    Jetzt hast Du mich wieder angefixt, liebe Simone. Und da mittlerweile der Minibackofen hier steht...
    ...braucht es nur noch Auflaufform (hatte die Familienerbstücke vor 2 Jahren zum Sperrmüll gegeben *Kopf-Tisch*), Backform etc., um dann richtig loslegen zu können.
    Pizza macht der Kleine schon mal eins A und überbackene Kartoffeln* auch. Das läßt hoffen! Ich bin nämlich auch eine Freundin der Arbeitsvermeidung beim Kochen.
    *Profan auf Backpapier gelegt, Feta und Zwiebeln dazu. Geschmackstest bestanden!

    Frohe Ostern in die Heimat, und bleib gesund und munter!

  • #2

    Simone von zimtkringel (Sonntag, 17 April 2022 11:41)

    Hallo Franziska, woooohoooooh, endlich ist der kleine Backofen bei dir eingezogen! Das freut mich! ...mal gucken, ob mir da nicht in nächster Zeit mal ein schnelles kleines Rezept für dich einfällt. Räusper. Na klaaaaaar!
    Frohe Ostern, lass es dir gut gehen und bis bald
    Simone