Lustig, welche Entstehungsgeschichten hinter manchen Gerichten stecken und welche Eigendynamik die dann manchmal annehmen.
Als sich im Jahr 1953 die Krönung der jungen Königin Elisabeth II. ankündigte, stand das ganze Britische Königreich, ja, die halbe Welt, Kopf.
Die Festivitäten beschäftigten die noch unter den Nachwirkungen des Krieges leidende Bevölkerung immens. Die Krönung wurde schließlich über acht Stunden lang von der BBC übertragen, während jeder Brite, der konnte, irgendwo vor den noch spärlich vorhandenen TV-Geräten saß.
Die junge, strahlende Königin und alles, was mit ihr zu tun hatte, prägte die Nation.
So landete ein Coronation Chicken, also Krönungshühnchen genanntes, und ursprünglich fürs Krönungsbankett entworfenes Rezept, im damaligen Kochbuchbestseller Cookery Book.
Die Küchenautorin Rosemary Hume hatte es als poulet reine Elizabeth für das Krönungsbankett von Königin Elisabeth II. entworfen. Schnell wurde es im Vereinigten Königreich zu einem der beliebtesten Rezepte der 1950er-Jahre.
Man könnte sagen, das erste echte Trendessen war entstanden.
Es enthielt für die damalige Zeit recht exotische Zutaten und strahlte einen gewissen Luxus aus, enthielt es doch neben Huhn, Aprikosen und Mayonnaise auch Currypulver, eine für die Königin des Commonwealth und der ehemaligen Kolonien angemessene Zutat.
Jedenfalls wurde Coronation Chicken sofort zum festen Bestandteil aller englischen Festivitäten und Privatfeiern der 50er- und 60er-Jahre.
Man speiste, wie die Royals und war stolz darauf.
Heute würden wir es wohl als Hühnerfleischsalat bezeichnen, ziemlich ähnlich einem der Feinkostsalate, den man bei uns heute in jeder Kühltheke findet. Heute findet man Coronation Chicken oft als Aufstrich auf gekauften Sandwiches.
Trotzdem ist Coronation Chicken eines der Gerichte, die offensichtlich nie ganz verschwinden werden.
Als Neuauflage des Hühnchengerichtes entwarfen britische Köche anlässlich des goldenen Thronjubiläums der Queen im Jahr 2002 das Jubilee Chicken.
Um genau zu sein, hat das Rezept, das ich Euch heute zeige, abgesehen vom klingenden Namen, nur noch wenig mit dem mayo-lastigen Hähnchensalat aus den 50ern zu tun. Es stammt aus einer englischen Zeitschrift und wurde dort so benannt.
Die Teigtaschen mit indisch angehauchter Füllung entsprechen eher den Gegebenheiten der heutigen englischen Küche: Ein wenig Tradition des Mutterlandes und viel Einfluß der Einwandererküchen. Zu guter Letzt habe ich es an unseren Geschmack angepaßt, Fett heraus genommen und Gemüse zugefügt.
für den Teig:
450g Weizenmehl, hier Type 1050
100g kalte Butter
100g kaltes Pflanzenfett
1/2 TL Salz
250ml sehr kaltes Wasser
ausserdem:
1 Ei
für die Füllung:
2 EL Butter
2 mittlere Zwiebeln
1 große Karotte
400g Hühnerbrustfilets
2 EL rote Currypaste
1,5 EL Currypulver
2,5 EL Mehl
300ml Hühnerbrühe
150g Creme double
2 EL Chutney, hier Tomatenchutney
- Weizenmehl mit Salz auf der Arbeitsfläche mischen
- Fette in kleinen Stücken dazu geben und mit einem großen Messer zusammen mit dem Mehl zu einem streuseligen Teig verarbeiten
- nun gerade so viel vom Wasser zugeben, dass sich ein zusammenhängender Teig formen läßt, in dem aber kleine Fettstücke noch sichtbar sein dürfen
- zu einer Teigplatte formen und in Folie verpackt mindestens eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen
- mittlerweile Zwiebeln in feine Ringe schneiden und Karotte grob raspeln
- Gemüse in einer großen Pfanne in der Butter ca. 10 Minuten anbraten, aber nicht dunkel werden lassen
- Hähnchenfleisch in ca. 1cm-große Würfel schneiden
- zum Gemüse geben und 5 Minuten mit anbraten, dabei ganz durchgaren
- Currypaste, Currypulver und Mehl dazu geben und zwei Minuten mit anrösten
- Hühnerbrühe in in Etappen zufügen und jeweils einkochen lassen, gewünscht ist eine dickflüssige Konsistenz der Füllung
- Creme double einrühren
- ein möglichst fruchtiges Chutney (z.B. Mango, oder wie hier Tomate) einrühren
- Füllung abkühlen lassen und eine Stunde kalt stellen und so noch weiter andicken lassen
- Teig in gleiche Stücke teilen, je nachdem, wie groß Ihr die Teigtaschen gerne hättet
- Teigstücke zu runden Teigplatten von ca. 5mm Teigdicke ausrollen
- Teigränder mit Wasser befeuchten
- Curryfüllung auf eine Kreishälfte legen, die andere Kreishälfte darüber klappen, gut schließen und die Ränder mit einer Gabel, eindrücken - ich habe den großen Raviolo-Macher genutz. Auch gut!
- Backofen auf 160°Umluft vorheizen
- zwei Backbleche mit Backpapier belegen
- Täschen darauf platzieren
- mit einem verquirlten Ei bestreichen
- ca. 50 Minuten, oder bis die Täschchen golden sind, backen
- entweder gleich warm essen oder abkühlen lassen und mit zum Picknick nehmen!
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