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Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, aber so ein wenig Schärfe im Essen gibt manchen Gerichten den Extra-Kick, oder?
Wobei ich schärfetechnisch schon ein Weichei bin, ich gebe es ja zu.
Bei den berüchtigten Schärfewettbewerben, bei denen Strategen und Chaoten ihre Schärfe- und Schmerzresistenz mittels Scoville-Skala und entsprechenden Chilisaucen messen, wäre ich vermutlich schon raus, bevor sich die Profis überhaupt an den Tisch gesetzt hätten.
Aber neugierig bin ich bekanntlich immer!
Deshalb war es für mich auch eine riesige Freude, die Sonderschau Chili in der Wilhelma, dem Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart mit dem Journalisten-Gatten und der Kamera besuchen zu dürfen. Und ich nehme Euch jetzt mit!
Hier auf dem Bild seht Ihr übrigens noch lange nicht den schärfsten Vertreter, wobei dieser Habanero auch schon ordentlich Wumms hat!
Ohne die Spannung zu sehr herausnehmen zu wollen, so schaut der momentane Rekordhalter aus:
Tadaaaaa! Der Carolina Reaper mit einer Schärfe von 2,2 Mio. Scoville Heat Units.
Kleiner Einschub: Die Scoville-Skala misst den Capsaicin-Gehalt der (Paprika-)Frucht. Capsaicin ist das Alkaloid, das die Schmerzrezeptoren bei Säugetieren reizt und als Schärfe, eine Form des Schmerzes, wahrgenommen wird. Die Skala reicht von 0 bis 16 Millionen Scoville-Einheiten. Bei einem Grad von 0 ist die Schärfe nicht wahrnehmbar, reines Capsaicin wird mit 16 000 000 Einheiten als Höchstwert betrachtet. Die Einheiten berechnen sich nach der Menge an Wasser, die benötigt wird, um die Schärfe eines Tropfens Extrakt der Frucht zu neutralisieren.
Soll also heißen, um 1 ml des Extraktes des Carolina Reapers zu neutralisieren, braucht es 2 200 000ml , also 2 200 Liter Wasser. Na dann Prost!
Die Wilhelma in Stuttgart zeigt momentan und bis zum 24. Oktober 2021 im Oval des historischen Wintergartens ca. 100 verschiedene Chilisorten von mild bis abartig scharf, von klein bis ganz schön groß, lang, knubbelig, glockenförmig, rund, gelb, rot, braun, ja sogar schwarz. Dort findet Ihr auch Schautafeln, Vitrinen und zu jeder Sorte Angaben zum Schärfegrad in der Einteilung 1 bis 10. Die echt bösen Schoten tragen den Grad 10+.
Berühren verboten!
Fenja Baumgärtner, Verantwortliche für die Chili-Sonderschau, hier im Bild, hat bereits im Frühjahr begonnen, aus 250 Sorten die schönsten, interessantesten und beliebtesten Sorten aus Samen zu ziehen.
Sie hat die feurigen Teilchen ausgesucht, gehegt und gepflegt. Dabei isst die ausgewiesene Chili-Expertin selbst nicht einmal so gerne scharf.
Wir durften Frau Baumgärtner ein wenig befragen und Herr Zimtkringel hat sich verdächtig viele Pflanztips geben lassen.
Ich sehe in meiner nahen Zukunft Wälder von Chilipflanzen in unserem Garten auftauchen. Im nächsten Jahr, versteht sich...
Für die Garten- und Schärfeliebhaber unter Euch:
Chilis sind relativ dankbare Gewächse, die sich auch von Nicht-Experten daheim ziehen lassen. Die gut getrockneten Samen einfach in Tütchen bis zum Frühjahr trocken lagern. Um böse Überraschungen zu vermeiden, bietet sich sorgfältige Beschriftung an. Dann aussäen und die Pflänzchen während der Aufzucht regelmäßig mit handelsüblichem Dünger versorgen.
Je nach Standort - die Pflänzchen mögen es eher sonnig - regelmäßig gießen und für höheren Fruchtertrag überschüssige Triebe entfernen.
Das ist laut der Expertin schon der Hauptteil des Erfolges.
Der Geheimtip für die unter Euch, die einen Schärferekord anstreben: Wenn man die Pflanzen Stress aussetzt, indem man sie zum Beispiel phasenweise ohne Wasser läßt, wehren sie sich mit schärferen Früchten!
Überhaupt dient die mörderische Schärfe ja dazu, das Überleben der Wildformen und die Verbreitung der Planzen zu sichern.
Im Bild seht Ihr übrigens, wie die Wildformen, ursprünglich in Südamerika beheimatet, aussehen:
Kleine, relativ unspektakuläre Früchte, die sich leicht von den Stielen abpflücken lassen, von der Natur so eingerichtet, dass Vögel - die übrigens keine Schärfeempfinden haben und vor allem die Samen auch nicht zerkauen - für eine möglichst weite Verbreitung sorgen, während Säugetiere von der Schärfe abgeschreckt werden.
Da hatte Mutter Natur natürlich noch längst nicht das Säugetier Mensch auf dem Plan. Hier kommt eine Galerie der schönsten Zuchtformen, die Ihr selbstverständlich alle in der Wilhelma bewundern könnt.
Die Farbe der Chili hat übrigens nichts mit dem Schärfegrad zu tun. Es macht aber durchaus einen Unterschied, an welcher Stelle der Schote Ihr knabbert. So werden die Früchte zum Stiel hin schärfer. Die wahre Schärfe liegt aber in der Placenta, soll heißen in den hellen Streifen im Inneren der Früchte, an denen die Kerne reifen. Aber mal ehrlich, ab einem bestimmten Schärfegrad spielt das dann auch keine Rolle mehr. Feuriooooooo! Zu Hülf! Zu Hülf!
Trotzdem, ganz ohne eigenes kleines Schärfeabenteuer will ich Euch natürlich auch nicht lassen:
Zu guter Letzt kommt noch ein schnelles Rezept. Schließlich ist das hier ja ein Foodblog, nicht wahr.
Sambal Oelek, die einfache, aus Indonesien stammende Würzpaste auf Chili-Basis, habe ich immer im Kühlschrank. Die ist schön scharf, selbst hergestellt deutlich fruchtiger, als das gekaufte Zeug und nun ja, so ein Zufall, sie paßt wunderbar zum Thema.
Für ein kleines Gläschen:
250g rote Chilischoten
2 TL brauner Zucker
100ml Wasser
2 TL Limettensaft
2 TL Weißweinessig
ca. 1/2 TL Salz
1 EL Öl
- gewaschene, entstielte Schoten mit Kernen grob zerkleinern und im Wasser 10 Minuten köcheln
- gut abtropfen und mit den restlichen Zutaten im Blitzhacker ordentlich zerkleinern
- vorsichtig abschmecken. Vorsichtig! VORSICHTIG! Und ich sag noch...scharf!
Der Schärfegrad hängt nämlich von den verwendeten Chilischoten ab und kann zwischen 1000 und 10000 Scoville liegen.
- in ein Gläschen abfüllen und sich daran freuen
Nun bleibt mir nur noch, mich bei der Pressestelle der Wilhelma und natürlich auch bei Frau Baumgärtner zu bedanken, dass wir ein weiteres Mal hinter die Kulissen blicken durften. Wie schon bei der Zitronenausstellung hatten wir auch diesmal wieder viel Spaß und haben einiges gelernt.
Geht hin! Guckt Euch um! Die Sonderausstellung läuft noch eine Weile und weitere tolle Aktionen sind geplant.
Ganz nebenbei erwarten Euch gut 11 000 Tiere in etwa 1200 Arten und rund 8500 Pflanzenarten und –sorten in einem wunderschönen historischen Park.
Die Wilhelma hat sich dem Natur- und Artenschutz verschrieben und ist hier auf verschiedene Weise aktiv:
Sie züchtet bedrohte Arten, unterstützt Wiederauswilderungsprojekte, nimmt an den Artenschutzkampagnen der EAZA teil und unterstützt darüber hinaus viele weitere Artenschutzprojekte.
Und dran denken: Lest vor dem Besuch der Wilhelma auf deren Startseite Klick! die momentan geltenden Bestimmungen zu Zutritt und Schutz durch, dann steht einem entspannten Besuch nichts im Wege.
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Barbara (Barbaras Spielwiese) (Montag, 20 September 2021 10:22)
Da kommen Erinnerungen hoch! Ich stamme ja aus der Region und war als Kind unheimlich gerne in der Wilhelma. Chilis waren mir damals gar nicht aufgefallen, aber die Tiere waren spannend. :-)
Tolle Ausstellung - Chilis mag ich ja gerne, und die verschiedenen Sorten kriegt man hier so selten. Ist Dir mal aufgefallen, was gekaufte Sambal Oelek alles an Zutaten enthält?! Chemiebaukasten pur... Da gefällt mir Dein Rezept deutlich besser.
Franziska (Dienstag, 28 September 2021 18:59)
Traumhaft! ��
Sandra (Sonntag, 10 Oktober 2021 14:57)
Das Rezept für Sambal Oelek ist ganz toll! Ich wollte nur anmerken, dass ich es ganz schwer auf deiner Seite wiedergefunden habe. Ich hätte schon fast aufgegeben. Bin sehr froh, dass ich es nicht getan habe. :-)