Heute ist Muttertag.
Andere backen ihrer Mama einen Kuchen, ich koche eines ihrer Rezepte nach.
Meine heute 86jährige Mama Erika kam als Kind aus dem damaligen Sudetenland via Bayern nach Schwaben.
Ob nun also die hier gezeigte Tomatensauce ihren Ursprung in der böhmischen Küche meiner Oma Marie hat, in den bayrischen Jahren begründet liegt, meine Mama sie irgendwann in der später besuchten Kochschule in der schwäbischen Provinz entdeckte, oder gar die Kochkünste ihrer ungarischstämmigen Schwiegermutter, meiner Oma Resl dafür Pate standen, isch waaas es net.
Ziemlich sicher ist, dass diese fruchtige Saucenvariante mit süßer Note und Rindfleischeinlage mit Sicherheit vor dem Italienhype der frühen 1960er-Jahre entstand. Von italienischer Salsa di pomodoro ist sie entsprechend so weit weg, wie Powidltatschkerln von Tiramisu.
Oh, und falls ich es nicht erwähnt habe: In unserer Familie wir Oma Erikas Tomatensauce heiß und innig geliebt!
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass die Küche meiner Mama völlig pur und ohne Fertiggedöns ist. Tatsächlich gehört sie zu der Generation, die Suppenwürfel, Tütensuppe und Fixgerichte noch als echte Innovationen erlebt hat, die den Alltag deutlich erleichterten.
Allerdings gibt es einige Rezepte, in die never ever Fertigsuppe wandern würde. Dazu gehört diese Sauce. Sie hat ihre Basis in langsam geköchelter Rinderbrühe.
Und die geht so:
500g Rindersuppenfleisch
2 Selleriestangen oder ein Stück Knollensellerie und 1 große Karotte
1 Lorbeerblatt
1/2 EL ganze Pfefferkörner und Salz
mit ca. 1,5l kaltem Wasser ansetzen, zum Kochen bringen und ca. 2 Stunden sanft köcheln lassen, dabei den Schaum mit einer Kelle abschöpfen
ausserdem brauchen wir für 2 bis 3 Esser:
1 Tetrapack Tomatenpüree à 500g
1 Zwiebel
2 Pimentkerne
1 Lorbeerblatt
ein paar Pfefferkörner
1 gestrichenen EL Zucker
3 EL Weizenmehl
2 EL Butter
Salz und Pfeffer
1 Schluck Essig
Hörnchennudeln oder Spiralnudeln, ganz wichtig! Keine Spaghetti. Nur Hörnchennudeln oder Spirelli sind von der Family zugelassen. So isses halt. Im Ernst, nehmt die Nudeln, die euch am besten gefallen!
- Zwiebel schälen und fein würfeln
- in der Butter glasig braten, ohne sie braun werden zu lassen
- Mehl darüber stäuben und kurz mit anrösten
- Tomatenpüree zufügen
- fertige Rinderbrühe (meine Mama kocht oft auch mehr auf Vorrat) durch ein Sieb abgießen
- Tomatenmischung mit so viel von der Brühe aufgießen, wie Ihr nachher gerne als Sauce hättet (sorry, Angabe meiner Mama, genauer wird es nicht)
- Piment, ein weiteres Lorbeerblatt, Salz und Pfeffer zufügen und alles gut 15 Minuten sanft köcheln lassen
- nun Zucker und kurioserweise auch den Essig zufügen und noch einmal abschmecken
- Nudeln garen
- wenn möglich Lorbeerblatt, Piment und Pfefferkörner aus der Sauce fischen, das Suppengemüse darf mit in die Sauce wandern
- Fleisch in große Stücke schneiden und in der Sauce heiß werden lassen
- jetzt wird gegessen!
Ihr seht schon, alles andere als italienisch, aber bei uns durch sämtliche Generationen eines der Gerichte, das man sich wünscht, wenn meine Mama zum Essen einlädt! Und das mittlerweile durch 4 Generationen.
Übrigens auch sehr beliebt: Mama Erikas Böhmischer Sauerbraten Svickova mit Mama Erikas Semmelknödeln, Mama Erikas Zwetschgenknödel und Mama Erikas Apfelstrudel.
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Franziska (Montag, 22 Mai 2023 21:27)
Hmmmmmmmm! Da meldet sich direkt der Appetit zu Wort!